Der Sündenbock und sein Hirte

Emotionale Erpressung

Ein heißes, emotionales und oft verdrängtes bzw. konditioniertes Thema, das mit dem schlechten Gewissen, Überanpassung, Sehnsüchten und Ängsten spielt und in unserem Alltag auf leisen Sohlen geschieht. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe und Anerkennung. Der “emotionale Erpresser” droht genau das zu entziehen, wenn man nicht tut, was er möchte - dies kann alle Lebensbereiche / Situationen betreffen.

“ Ich habe es doch nur gut gemeint,….”
“ Wenn Du das tust, ist die Mama traurig….”
“ Papa wird böse, wenn du so bist….”
“ Ich habe soviel für dich getan, so viele Opfer gebracht…. “
“ Wenn du mich liebst, tust du das für mich……”
“ Wenn du dich nicht änderst, verlasse ich dich…”
“ Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um….”
“ Aber ich liebe dich doch….”
“ Du hast aber doch versprochen, dass du….”
“ Bist Du egoistisch ( geworden)….”
“Wie soll ich Dir das verzeihen, wenn du….”
“Andere ( Kinder, Partner,Freunde..ect.) tun das auch für Ihre…”

Dem Menschen wird ein schlechtes Gewissen gemacht ( Sündenbock), damit er so funktioniert, wie der andere es gerne hätte (Hirte). Das ist Manipulation und diese läuft so unbewusst ab, dass weder der Sündenbock, noch der Hirte es bemerken. Oft ist dieses Verhalten antrainiert oder übernommen aus der Familie, das die Wirkung weder gewollt, noch bewusst ist.
Nicht nur ausgesprochene Wörter, auch Verhalten gehören zur emotionalen Erpressung: beleidigtes Schweigen, unterlassenes Handeln, Näheentzug, bis der andere nachgibt und vieles mehr.
Auf Dauer macht dieses “Spiel” krank - auf beiden Seiten. Wenn du darunter leidest, lerne Dich zu wehren, Dich abzugrenzen - wenn Du Dich in diesem Verhalten erkannt hast, hör auf damit.

Für den Hirten ist das “Freilassen” schwierig, da hinter der emotionalen Erpressung die Angst vor der Ablehnung und dem Verlust steckt.
Für den Sündenbock heißt es, Selbstbewusstsein, Selbstwert und Selbstliebe zu entwickeln.
Auf beiden Seiten ( gerade in Familie und Partnerschaft) braucht es Liebe und Verständnis um dieses “ Spiel” zu beenden. Emotionale Erpresser sind nicht stark, sondern schwach. Sie sehen sich als Opfer, dabei sind sie selbst feige. Beide sind miteinander verstrickt, teilweise schon das ganze Leben lang.

Wenn Du Dich als Sündenbock erkennst und Du änderst Dein Verhalten gegenüber dem Hirten, hilfst Du nicht nur dir, sondern auch ihm. Du hilfst ihm sich selbst zu erkennen und sich, wenn er sich dafür entscheidet, zu verändern. Grenze Dich konsequent ab, aber flüchte nicht. Daraus ergibt sich eine echte Chance auf Wachstum für Euch beide. Denn es bringt selten etwas, sich vom “Thema” zu trennen, wenn es zwar erkannt, aber noch nicht gelöst ist.
Beachte nur, bzw. hab ein wenig Verständnis, dass es dem Hirten schwer fallen wird, sich sein Verhalten und vor allem auch, seine Ängste und Gründe einzugestehen.


Wenn Du Dich als Hirte erkennst: sei mutig. Lass den anderen frei und vertraue darauf, dass der andere es anerkennt, bleibt und ihr aneinander wachst. Du brauchst jetzt nicht in die Sündenbock-Rolle verfallen und ein unnötiges schlechtes Gewissen entwickeln. Das hilft nicht !! Steh auch Du zu Dir und sei bereit, dem anderen ehrlich, auf Augenhöhe zu begegnen.

Grundsätzlich gilt: für seine Gefühle ist jeder selbst verantwortlich. Niemand ist für das “Seelenwohl” eines anderen verantwortlich. Wenn uns jemand etwas vorwirft (z.b egoistisch zu sein) spricht er von sich selbst. Wir haben das Recht “NEIN” zu sagen, genauso wie “JA”. Ein “Nein” bedeutet nicht, dass wir den anderen nicht lieben, im Gegenteil, oft ist gerade aus Liebe… ein “Nein” wichtig.

Falls es Dir schwer fällt, aus der Verstrickung einer emotionalen Erpressung herauszukommen, weil es noch an Selbstvertrauen, Mut, Selbstbewusstsein und Selbstliebe fehlt oder Dir die Ursache für diese Situation noch unklar ist, dann mach Dich auf die Suche….suche Dir Untersützung, die Dir weiterhelfen kann.

und noch etwas …

Egal, ob Du das “Spiel” kennst oder nicht. Sei lieb zu Dir und anderen. Wir alle geben unser Bestes, um in und an diesem “Lebensspiel” zu wachsen und uns selbst zu erkennen.

“ Erlaube Dir frei zu sein”

( Ilka Plassmeier)